Nach den tragischen Ereignissen von „Halloween Kills“ wohnen Lauri Strode (Jamie Lee Curtis) und ihre Enkelin Allyson (Andi Matichek) weiterhin in der von Michael Myers geplagten Kleinstadt. Im Glauben den todbringenden Feind zur Strecke gebracht zu haben, gelangt der junge, von seiner Vergangenheit eingeholte Corey Cunningham (Rohan Campbell) in die Fänge von Michael Myers. Eins folgt aufs andere und schließlich soll es auf eine letzte Entscheidung zwischen Michael und Lauri hinauslaufen, doch die Beziehung zwischen Allyson und Lauri scheint in eine falsche Richtung gelenkt.
Das Finale
Um ein gewisses Verständnis für die Bedeutung eines Finales zu erhalten, ist es wichtig die Begrifflichkeit eines zusammenhängenden Dreiteilers herauszukristallisieren. Der erste Teil der in ihrem Spannungsbogen progressiven Reihung von aufeinanderfolgenden Abschnitten legt bestmöglich das Ziel und daraus resultierende Prioritäten im Bezug auf den jeweiligen Umgang mit dem Gegebenen offen. So artikuliert dieser Aufbau die These, aus welcher beispielsweise Wendungen entstehen können, und bietet gleichermaßen genügend Handlungsfäden, welche sich in den Nachfolger einfädeln können. Der zweite Teil führt das einhergegangene wenn möglich, auf einem innovativ eigenen, aber dennoch an den ersten Teil angelehnten, Weg weiter. Der primäre Problemfaktor würde dahingehend am ehesten im Pacing liegen, denn auch wenn die Handlung das möglichst eloquente Muster beibehält, aber in ihrer Geltung durch die mangelnde Forcierung untergraben wird, ergebe sich ein schwächerer zweiter Teil. The Dark Knight wäre ein Beispiel für eine klare Besinnung auf aufgebaute Stärken, wohingegen dieser sie sogar konkretisieren und aufbessern konnte. Die alte Pracht an realitätsbezogener Raffinesse nicht abzuerkennen; Halloween Kills hingegen wusste nicht so recht des Weges und kam vom Pfad des Bezugs ab. Eben durch diesen Fehltritt gelang es diesem Film zwar sich loszulösen und eine eigene Tendenz loszutreten, jedoch misslang diese bereits im Versuch, mehr als plumpe Unterhaltung zu repräsentieren. Wenn es also an ein Finale geht, welches zwei so unterschiedlichen Vorgänger entgegenblickt, besteht die Option, die bessere Variante, die Eventualität des ersten Teils in diesem Fall, zu greifen. Das Finale des Reboots des Halloween Franchise entschied sich jedoch für die blanke Insuffizienz, welche sich vor allem in seiner Figurenkonstellation widerspiegelt.
Der vorangegangene Teil belief sich auf unzählige Figuren, welche den Mund der Stadt darstellen sollten. In abstrusen Angriffsszenarien schwangen die Bewohner der heimgesuchten Stadt die Waffen und ein brutaler Splatter konnte entstehen. Das Finale setzt nun auf eine kleine Zahl an neuen Figuren, welche mit den alten Figuren kollidieren. Das Problem besteht jedoch darin, dass der Film sich für keinen Ausgang entschließen kann, weshalb der Films nach der Hälfte noch immer über die Problematiken, welchen die neuen Charaktere ausgesetzt sind, evaluiert. Dadurch stellt sich die Handlung einerseits als inkompetent dar, da diese nicht zwischen ihren angeschnittenen Themen regulieren kann und andererseits als unzurechnungsfähig, denn egal welche Frage den Film im Bezug auf dessen inhaltliche Präferenzen ereilt, nicht eine wäre diesem ein leichtes zu beantworten. Die Verfolgung von neuen Figuren ist im Grunde kein schlechtes Charakteristika, doch gerade wenn es sich bei dem Film nicht um den ersten Teil (einer Trilogie), also den Aufbau handelt, sollten bereits etablierte Figuren einen größeren Stellenwert haben. Innerhalb von Halloween Ends sieht das Gesamtbild jedoch in vollen Zügen falsch nuanciert aus. Viele Minuten der Laufzeit werden genutzt, um neue Figuren zu formen, die im Grunde nicht mehr als höher gestellte Opfer darstellen und die eingesessene Darstellung der alten Figuren ruinieren. Plötzlich kann Michael Myers Potenzial in den Augen seiner Opfer erkennen, oder die Beziehung zwischen Lauri und ihrer Enkelin Allison leidet aufgrund der sonderbarsten Wendungen. Dann endet der Film, nachdem über die Hälfte des Films mehr einem schlechten Drama ähnelte.
Die eben genannte Problematik lässt sich eigens auf das trügerische Pacing zurückführen. Während das erste Drittel des Films ein Mysterium aufbaut, welches sich annähernd zu tiefst konstruiert herausstellt. In einer Zirkulation, ohne Ablassen von der steten Formel, etwas innovatives postulieren zu müssen, variiert der Film keineswegs. Er bleibt sich seiner Belanglosigkeit treu und finalisiert das Endprodukt mit einem Kampf, der von der Handlung nicht vorbereitet wurde. Somit verhält sich der Film zum Ende wie ein Rohling, wie 20 alleinstehende Minuten, die so schnell vorübergingen, dass der Zuschauer gar vergessen könnte, dass der Film noch etwas länger ging. Dennoch wirkt der Aufbau in jedweder Sekunde zutiefst uninspiriert, um existieren zu müssen, weil ein Film mit 20 Minuten der Kategorie Kurzfilm zugeordnet werden müsste, welche bekanntlich nicht im Kino läuft. Neue Figuren im letzten Abschnitt des Franchise einzubetten stellte sich als keine gute Idee heraus. Man könne dies als Versuch, ein Legacy Sequel in die Trilogie zu quetschen, anerkennen. Gerade, wenn der Film im Mittelteil der Enkelin von Lauri und ihrem Freund folgt, welche konvulsiv dem Horror begegnen, oder bereits Teil davon sind.
Die Revision der Unterhaltung
Weniger Kills gleich weniger Unterhaltung für den Zuschauer, welcher der reinen Berieselung wegen, sich den Film ansieht. Statt die Trilogie wenigstens in einem halbwegs konkreten Guss abzuschließen, versucht der Film den eben genannten Aspekt eines Dramas, welcher sich auf einen psychotischen Werdegang bezieht. Damit gelingt dem Film denkbar knapp den Unterhaltungsaspekt des Vorgängers und tröpfelt über eine bedeutungsleere Oberfläche, welche Tiefe vorzugeben scheint.
Dabei ist diese Oberfläche vom frühesten Ableger des Franchise von 1978 bereits gekonnt vorbereitet worden: Die Meisterung der Spannung. Gerade Spannung durch beklemmende Sequenzen war dahingehend ein primärer Punkt, um den Horroraspekt aufzubauen. Dieser Film rechnet gar mit dem Horror an sich ab, denn hier ist weder etwas gruselig inszeniert, noch mit einem cleveren Spannungsbogen gespickt. Deutet dies also das Ende von atmosphärischem Horror, welcher ohne eine übermäßig stringente Handlung auskommt, an? Heutzutage gibt es durchaus brillant durchdachte Horrorfilme, die ohne Jumpscares mit ihrer extraordinären Machart, überzeugen können. Doch ohne das gewisse etwas und einen expliziten Handlungspunkt funktioniert der heutige Horrorfilm nicht ohne Jumpscares, während der erste Halloween einzig mit einer bedrückender Atmosphäre überzeugen konnte.
Gewohnte Audiovisualität
Um es gleich vorweg zu nehmen, es handelt sich bei diesem Film um keinen klassischen Horrorfilm, oder Slasher, sondern um ein anarchisches Chaos, welches die umspannte Begrifflichkeit hinter Tonalitätsschwankungen völlig untergräbt und in seiner Problematik noch übersteigt. Mit gelangweilten Kameraschwanks, konstruierten trostlosen Perspektiven und einer behäbigen Verfolgung der Figuren, gelingt selbst der Kameraarbeit nur kaum etwas. Dadurch kommt keinerlei Spannung, oder ein Gefühl von Konsequenzen auf und lässt ebenso auditive Stimuli missen. Die Musik wärmt alt eingesessenes erneut auf, weiß dies zwar durchaus einzusetzen, das gezeigte gibt jenes jedoch nicht wieder. Nichts an diesem Film, scheint einer wirklichen Passion zu folgen, denn die eigentliche Prämisse und ihre Visualisierung funktioniert zu keinem Zeitpunkt, in keiner Ecke und keiner Woge an feinsten Spannungsträgern.
Bild © Universal Pictures