Troll

Irgendwo im nordischen Ödland erwacht eine uralte, riesige Gestalt, ein sogenannter Troll. Nachdem Tunnel einstürzen, massive Löcher entstehen und gewaltige Fußstapfen zu sehen sind, verfällt die Bevölkerung von Oslo in Panik. Nichtsdestotrotz bewahrt die, von der Regierung angeheuerte, Paläontologin Nora (Ine Marie Wilmann) Ruhe. Sie hat den Auftrag bekommen, den gigantischen Troll aufzuhalten, aber auch sie hat wenig Erfahrung mit so einem Mythos umzugehen.

Nachdem Regisseur Roar Uthaug mit Tomb Raider (2018) einen Abstecher in Hollywood gemacht hat, möchte dieser nun zurück zu seinen Wurzeln – nach Norwegen – und dort einen weiteren Film drehen. Dabei entsteht Troll weniger nach seinen heimischen Vorbildern. Stattdessen visiert jener bereits bestehende Geschichten in Hollywood an. Troll ist keineswegs ein Märchen oder ein Fantasy-Epos, sondern intendiert auf einen klassischen Monster-Film. Es verwundert nicht, dass man auch hier die maximale Konfrontation zwischen dem Koloss und dem militärisch ausgerüsteten Mensch findet.

Gleich zum Anfang merkt man die visuellen Stärken des Films. Auch wenn gelegentlich computergenerierte Landschaften im Hintergrund aufflackern, die teils etwas verwaschen aussehen, sieht das titelgebende Monstrum und dessen angerichteten Schaden gelungen aus und Troll muss sich dahingegen nicht vor seinen Vorbildern verstecken. Mit ruhigen Kamerafahrten liefert uns Troll gewaltige Bilder aus dem Herzen Norwegens, die das Geschehen präzise einfangen. Die Schwächen des Films kommen merklich aus anderen Sektionen hervor.

Das hohe Tempo, welches anfangs aufgefahren wird, lässt beachtlich im Mittelteil nach und daraufhin plätschert der Film langwierig vor sich her, ohne groß die Handlung oder die Figuren voranzubringen. Allgemein fallen die Figuren sehr einfallsarm aus. Der verrückte, alte Wissenschaftler, der an einem abgelegenem Ort wohnt, die clevere Tech-Expertin, die niemals ohne ihre dicke Brille und ihrem Laptop aus dem Haus geht und alles hacken kann, was ihr ein Dorn im Auge ist, oder die naive Regierung, die zu inkompetent ist, die Lage richtig einschätzen zu können, dürfen bei Troll nicht fehlen.

Klassisches Hollywood-Geplänkel

Grundsätzlich ist Troll ein sehr generischer Film geworden und eifert seinen Vorbildern kontinuierlich nach. Vor allem erkennt man viele Parallelen zu Kong: Skull Island aus dem Jahre 2017. Nicht nur die Grundprämisse, sondern ebenfalls ganze Sequenzen und Dialoge könnten aus der aktuellsten King Kong Verfilmung kommen. Troll geht dabei nach den klassischen Prinzipien eines Blockbusters: bloß nichts Neues ausprobieren. Einige Szenen werden dabei abgewertet von dem weit verbreiteten, klassisch-platten Humor, den der Film keineswegs gebraucht hätte.

Solch eine clevere Einführung des Antagonisten darf man hierbei nicht übersehen. Die endgültige Enthüllung des Trolls lässt beachtlich auf sich warten und es wird deshalb eine gewisse Grundspannung erzeugt, die bis zu diesem Zeitpunkt herrscht. Auch wenn man wenig über das Ungeheuer erfährt und dieses auch nicht besonders vielschichtig ist, fühlen wir in gewissen Momenten mit dem Troll und dessen Vorgeschichte mit.


4.5 / 10

Wer Fan von sinnbefreiten Monster-Filmen mit gewaltigen Destruktionen und qualitätsvollen Computeranimationen ist, dem wird Troll gefallen. Enttäuschend sind aber fantasielose Charaktere, die auf reinen Schablonen basieren und die generische Handlung, die dieser Film ebenfalls aufbringt. Das macht Troll, trotz der vielversprechenden Titelfigur, zu einem gewöhnlichen Blockbuster, der keinen bleibenden Eindruck hinterlassen kann.

Jannis Franke
Jannis Franke

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