Das Kinojahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen. Als Abschluss blicken Jannis Franke und Mike Seidel zurück. Im ersten Teil blicken wir auf die besten Filme aus diesem Jahr.
10. Sing – Die Show deines Lebens
Sing – Die Show deines Lebens nimmt die musikalischen Tiere mit auf ein großes Abenteuer, wenn sie die Provinz hinter sich lassen und es jetzt in der Großstadt schaffen wollen. Tatsächlich toppt dieser Film seinen Vorgänger erheblich, mit einem Ortswechsel, einem völlig hinreißenden Musical und neuen Charakteren, die alle gut sind. Eine gelungene Zugabe!
9. Not Okay
Mit Not Okay gelingt Quinn Shephard das Schreiben und Inszenieren einer einzigartigen Satire, die nicht nur auf die sozialen Medien abzielt, sondern gleichzeitig auf die Dutzende von Dingen, die in den heutigen Medien außer Kontrolle geraten. Das mag stellenweise etwas weitschweifig wirken, bleibt aber nicht ohne Wirkung und ist sehr bissig und geschickt inszeniert.
8. The Innocents
In The Innocents erzählt der norwegische Regisseur Eskil Vog eine einfache, aber berührende Geschichte über die Welt der Kinder. Dazu greift er auf bewährte Werkzeuge des Genres zurück, die er aber niemals selbstzweckhaft einsetzt, sondern eine destruktive und brodelnde Kraft entfesselt. Kinderdarsteller können diese immense Kraft, die sie besitzen, perfekt verkörpern und in jeder Hinsicht überzeugen.
7. Im Westen nichts Neues
Es gibt unzählige Anti-Kriegsfilme, doch mit Im Westen Nichts Neues gelang Edward Berger ein Film, der den Krieg so nah und immersiv auf den Zuschauer loslässt, dass es schockiert. Eine beeindruckende Kameraarbeit und Visualität, aber ebenso die äußerst emotionale Darstellung untergraben kleinere erzählerische Schwächen. Gerade für einen deutschen Film wahrlich eine Überraschung und erfrischende, aber zutiefst erschreckende Ausnahme.
6. Guillermo del Toro’s Pinocchio
Tatsächlich erschienen in diesem Jahr zwei Pinocchio Filme: Einer aus dem Hause Disney und eine Interpretation, welche tatsächlich auf Netflix zu finden ist. Guillermo del Toro’s Pinocchio ist die gelungene Variante. Mit einer lieblichen Stop-Motion Technik brilliert der Film seine Animationen, welcher von einer ernsten Handlung begleitet wird. Die gesanglichen Einlagen sind allenfalls nicht für jeden etwas, doch allein die zahlreichen magischen Komponenten, allen voran die Darstellung der Unsterblichkeit, ebnen eine grandiose, wenn nicht sogar eine der besten Interpretationen des hölzernen Jungen.
5. The Northman
The Northman erzählt eine düstere Rachegeschichte, welche in der nordischen Mythologie angesetzt ist. Die Stärke des Films ist jedoch die Tatsache, dass sich die Handlung zutiefst verschachtelt identifiziert und ein hohes Maß an spirituellen Aspekten mit einbezieht. Der Zuschauer erhält keine einfache Geschichte über einen Plan zur Rache, sondern ein kleines Epos, welche Thematiken, wie Verlust, die Liebe, aber auch brutale Aspekte behandelt. Ein bildgewaltiger und differenzierter Film.
4. The Batman
Die neue Interpretation des Superhelden mit dem Fledermauskostüm ist tatsächlich etwas völlig neues und individuelles geworden. In ruhigem Manier fängt die Kamera in The Batman ein düsteres Gotham ein, aus welchem eine clevere Detektivhandlung hervorgeht, bei welcher Batman seine eigentliche Bestimmung verfolgt. Jegliche Teile der neuen Besetzung funktionieren klasse, wobei gerade Catwoman und der Riddler überzeugen können. Aus groß angesetzten Bildern geht ein spektakuläres Finale hervor, welchem ein grandioser Aufbau zugrunde liegt.
3. Top Gun: Maverick
Top Gun – Maverick ist ein Actionfilm, wie er im Buche steht: Schöne Bilder, schöne Action mit einer packenden Story. Und wie es Tom Cruise und seinen Mitstreitern gelingt, all das in perfekt aussehende, enorm kurzweilige, altmodisch-emotionale Unterhaltung zu verwandeln, ist schon eindrucksvoll.
2. Nope
Mit Nope schafft es Jordan Peele, ein weiteres Mystery-Werk mit seiner Handschrift abzuliefern. Der Film kreiert wie kein anderer ein ständiges Gefühl von Unbehagen und Unsicherheit. In gewissen Momenten ist man sich niemals ganz bewusst, was als Nächstes passiert. Der clevere Genre-Mix, die starken Bildern, die tollen Schauspieler und die hervorragende Atmosphäre, macht Nope zu dem besten Film von Jordan Peele.
1. Everything Everywhere All at Once
Wenn es einen Film über das Leben für sich schaffte alles unter einem Hut zu packen, dann ist es Everything Everywhere All At Once. Ein Film, welcher die zahlreichen Opportunitäten des Multiversums so kreativ wie noch nie präsentiert, eine herzerwärmende Geschichte darum abspielen lässt und hochgradig unvorhersehbar erscheint, dass man schnell vergessen kann, dass es sich hierbei um einen Film von einer Laufzeit mit etwas mehr als zwei Stunden handelt. Vielschichtig, komplex, aber vor allem inspirierend rundet dieser Film das Kinojahr 2022 gekonnt ab.