1830: an der berühmten wie berüchtigten Militärakademie West Point wird die Leiche eines jungen Kadetten entdeckt. Am nächsten Tag findet man den Körper, obwohl in einem Raum aufgebahrt, ohne Herz wieder. Dies ruft den sich eigentlich im Ruhestand befindlichen Ermittler Augustus Landor (Christian Bale) auf den Plan, der bei seiner Arbeit bald von einem eifrigen Kadetten namens Edgar Allan Poe (Harry Melling) unterstützt wird.
Edgar Allan Poe ist zweifellos eine der bekanntesten Gestalten in der Krimi- und Horrorliteratur. Immer wieder wird auf den jung verstorbenen Schriftsteller und seine Schauergeschichten verwiesen. Es gibt ebenfalls Hunderte von Filmen, die direkt von seinen Werken adaptiert oder zumindest inspiriert wurden.
Der denkwürdige Fall des Mr. Poe ist dabei keine Biografie, die sein Leben unter die Lupe nimmt, wie es der Titel vielleicht andeuten mag. Er stellt noch nicht einmal die Hauptfigur dar, sondern ist nur zur Unterstützung der Ermittlung verantwortlich. Harry Melling, der als Cousin von Harry Potter bekannt wurde, schafft es durchaus, als Mr. Poe eine mysteriöse Gestalt abzugeben, aber keineswegs als interessante Filmfigur aufzutreten.
Starke Besetzung in eintöniger Geschichte
Neben den bereits erwähnten Harry Melling, treten außerdem Christian Bale, Gillian Anderson, Charlotte Gainsbourg, Timothy Spall und Robert Duvall auf. Ein weiteres Mal durfte Christian Bale herausstechen. Zwar durfte sein Charakter erst zum Ende hin richtig überzeugen, aber da kann seine ausgezeichnete Performance als Inspektor allemal punkten. Am Budget wurde darüber hinaus ebenfalls nicht gespart, weshalb sich Zuschauer auf eindrucksvolle Bilder gefasst machen dürfen. Trotz der ansonsten tristen Ereignisse tragen die frostigen Waldblicke zwischen dunklen Hütte und anderen Bebauungen in den dominierenden, dunklen Farben dazu bei, dem Film ein wenig Stimmung einzuhauchen. Allerdings nimmt dies auch ab, nachdem man im Laufe des Films durch repetitive, vor sich hin plätschernden Momentaufnahmen und einer kraftlosen, vorhersehbaren Auflösung ermüdet wird.
Auch Starkomponist Howard Shore lässt sich zu dem Thema nicht wirklich etwas einfallen und untermalt den Film mit einem monotonen Soundtrack. Unabhängig davon ist die mehr als zweistündige Laufzeit des gesamten Kriminalfalls zu lang angesetzt für eine solch einfach gestrickte Handlung. Selbstverständlich muss nicht jeder Film, der nach einem Täter suchen möchte, die Zuschauer mit überraschenden Wendungen und Enthüllungen austricksen. Leider kann Regisseur Scott Cooper diese fehlenden Aspekte nicht angemessen ersetzen.
4.0 / 10
- Handlung & Figuren – 4.0
- Schauspiel – 6.5
- Umsetzung | Genre – 3.0
- visuelle Aspekte – 5.0
Rein visuell kann Der denkwürdige Fall des Mr. Poe allemal überzeugen. Die düsteren Landschaftsaufnahmen und die altertümlichen Kulissen erzeugen durchaus Atmosphäre. Auch die prominente Besetzung kann partiell überzeugen. Für einen guten Krimifall reicht es trotzdem nicht aus, da die Romanadaption inhaltlich einfach nicht genug zu bieten hat.