JUNG_E – Gedächtnis des Krieges


Wir schreiben das Jahr 2194: Ein Forschungslabor unter der Führung von Sang-Hoon (Ryu Kyung-Soo) arbeitet an einem wichtigen Meilenstein, um den anhaltenden Bürgerkrieg zu beenden. Sie wollen die Söldnerlegende Captain Yun Jung-yi (Kim Hyun-joo), die vor Jahren im Krieg gestorben ist, in einem leistungsstarken Roboter klonen. Leider bereitet der Weg zum Erfolg einige Probleme, denn die geklonte KI schafft es nicht, die Mission zu erledigen, wo ihre Vorlage gestorben ist.

Ein verschobener Fokus

Die Zeit, die man außerhalb des Labors verbringt, beläuft sich auf wenige Minuten. Trotzdem möchte Regisseur Sang-ho Yeon in der Geschichte einen bedeutenden Bürgerkrieg und eine Umsiedlung der Menschen einbringen. Diese Aspekte geraten dabei schnell in den Hintergrund. Dadurch verliert die primäre Geschichte einiges an Tiefe und zahlreiche Fragen bleiben offen.

Ein wichtiger Punkt bei den anderen Filmen von Sang-ho Yeon, war die Kritik an unserer Gesellschaft. Ob es nun Mobbing, wie in The King of Pigs, oder das Thema Religion, wie in The Fake war. In JUNG_E – Gedächtnis des Krieges verblasst dies vollständig. Es gab zwar seichte Andeutungen, dass der Grund der Umsiedlung der Klimawandel war, aber wie schon oben erwähnt: Der Fokus der Geschichte liegt woanders.

Der Film setzt klar auf eine emotionale Mutter-Tochter Geschichte, denn unter den Forschern der Entwicklung der KI befindet sich ebenfalls Yun Seo-hyun (Kang Soo-yeon). Sie ist die Tochter, von der verstorbenen Vorlage der KI und muss das Scheitern bei den Tests ihrer künstlichen Mutter zahlreiche Male ansehen. Immer wieder rückt deren zerbrochene Beziehung in den Mittelpunkt und das Drumherum spielt dabei keine beachtliche Rolle mehr. Aber diese Beziehung erzählt ohnehin nichts Neues, was man nicht schon etliche Male in anderen Filmen gesehen hat. Details, die anfangs ohne triftigen Grund mit plumpen Expositionen erklärt werden, entfalten sich an einem späteren Zeitpunkt des Films nochmals mit Rückblenden, die dann allerdings keine effektive Tiefe mehr besitzen, um die vorhandene Emotionalität adäquat an den Zuschauer zu vermitteln.

Visuelle Mittelmäßigkeit

In zahlreichen ähnlichen Filmen werden die inhaltlichen Schwächen durch gute Action und visuelle Stärken übertrumpft. Aber auch da kommt der neueste Film des Südkoreaners kaum übers Mittelmaß hinaus. Neben den Spezialeffekten, die zwar im ersten Teil des Films grundsolide waren, aber vor allem im überdrehten Finale immer schlampiger werden, gibt es keine signifikanten Choreografien. Zwar überzeugt die Gestaltung der einzelnen Roboter, aber auch diese können mit keinen guten Effekten prahlen.

Trotzdem muss man sagen, dass JUNG_E es durchaus schafft einen guten Mix zwischen ruhigen Szenen und überdrehten Action-Sequenzen zu kreieren. Auch wegen der kurzen Laufzeit von 99 Minuten kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf.


2

Die postapokalyptische Szenerie wird mühsam aufgebaut und dann nicht einmal wirklich genutzt. Im Mittelpunkt steht das Mutter-Tochter-Drama, das nichts mehr hölzerne Emotionen zu bieten hat. Während die Action ein wenig Kreativität wecken kann, gibt es immer noch Probleme mit mittelmäßigen Spezialeffekten und lahmer Choreografie. Am Ende bleibt JUNG_E – Gedächtnis des Krieges nur ein belangloses, aber kurzweiliges Sci-Fi-Drama.

Jannis Franke
Jannis Franke

Autor - Kritiken & News

Artikel: 100

Schreibe einen Kommentar