Nimona – Kritik: Science-Fantasy voller Farben

In einer futuristisch-mittelalterlichen Welt wird ein tapferer Ritter (Riz Ahmed) fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt, das er niemals begangen hat. Verzweifelt und auf der Suche nach Hilfe, steht ihm nur eine Person zur Seite, die seine Unschuld beweisen kann: Nimona (Chloë Grace Moretz) – eine freche und rebellische Teenagerin, die ausgerechnet die Gestaltwandlerin ist, die er einst geschworen hatte zu vernichten. Während sie gemeinsam durch gefährliche Abenteuer stolpern, müssen sie nicht nur den wahren Täter entlarven, sondern auch mit den persönlichen Konflikten zwischen ihnen kämpfen.


Bereits im Jahre 2015 fanden die Filmrechte der Comicreihe „Nimona“ von Noelle Stevenson den Weg in die Hände des Filmstudios 20th Century Fox, welches sich für eine Adaption der Vorlage einsetzte. Doch als das Disney-Imperium den Konkurrenten Fox aufkaufte, sah es hinter den Kulissen nicht gut aus. In einer denkbar prekären Situation befand sich nun die Verfilmung. Sie wurde beinahe im Keim erstickt, noch bevor sie fertiggestellt wurde. Und so mag es vielen Freude bereiten, dass das Science-Fantasy-Abenteuer nach einer heiklen Geduldsprobe inzwischen seinen Weg in den Katalog des Streaming-Giganten Netflix fand.

Kein Wink mit dem Zaunpfahl

„Sobald dich alle als Schurken sehen, bist du eben einer. Sie sehen dich, wie sie es wollen. Egal, wie sehr du dich anstrengst.“

Es ist beeindruckend anzusehen, wie viele Themen „Nimona“ auf eine beispiellos umfassende Art und Weise behandelt, welcher ohnehin nur 84 Minuten geht, wenn man den Abspann herausrechnet. Allerdings wird keines dieser gesellschaftlichen Themen künstlich eingepflanzt, sondern ist stetig ein Teil der Handlung. Dieser Film geht weitaus mutigere Pfade als die aktuellen Werke aus dem Hause Disney, Pixar und Co. Diese Studios versuchen vergebens, ihre Produktionen mit derselben Finesse auszustatten, die in „Nimona“ zum Ausdruck gebracht wird.

Und „Nimona“ hat noch so viel mehr zu bieten, als eine starke Botschaft zu implementieren: Einen liebenswerten Look, der nicht nur wegen des Animationsstils an die League of Legends-Serie „Arcane“ erinnert. Gleichwohl muss man feststellen, dass „Nimona“ zu keiner Zeit in der Lage ist, mit dem phantastischen Worldbuilding und der grandiosen Animation der punkigen Gassen von Piltover und Zhaun in „Arcane“ Schritt zu halten. Denn einige Texturen in „Nimona„, insbesondere jene, welche die Lebewesen in Szene setzen, erweisen sich an einigen Stellen doch als etwas flach und undetailliert.



Ein wahrer Triumph des Animationsfilms

Anfangs wird man von der titelgebenden Hauptfigur Nimona etwas überrumpelt, was nicht unbedingt schlecht ist, allerdings kann ihre Präsenz durchaus nervig-überwältigend wirken. Jedoch wird man schnell eines Besseren belehrt: Trotz der anfänglichen Verwendung konventioneller Mittel zur Charakterisierung Nimonas, offenbart sich ihre Figur als ein Sammelsurium guter Charakterzeichnung von bemerkenswerter Komplexität, besonders bei einem Rückblick auf die Dauer des Films, wird dies deutlich spürbar.

Im Finale, dann, wenn man denkt, zu wissen, welche Schritte die Handlung als Nächstes beschreitet, stellt man fest, dass man immer wieder überrascht wird. Es ist eine stetige Wandlung und Entwicklung, die uns in der Handlung begleitet. Es scheint, als ob sich das Geschehen stetig verdichtet und neue Türen öffnet, die zu noch unentdeckten Möglichkeiten führen. Doch gerade diese Überraschungen, die uns in den Bann von „Nimona“ ziehen, verleihen dem Film die Spannung und Aufregung, die man selten in Animationsfilmen vorfindet.


4.5

Die Geschichte rund um Ballister und der titelgebenden Gestaltwandlerin entpuppt sich als ein unterhaltsamer Trip, der sowohl stilistisch über jeden Zweifel stark ist, als auch langfristig nachwirkt. Nach einer heiklen Produktionsphase geht „Nimona“ nun zwischen mittelmäßigen Originals im Katalog des Streaming-Giganten Netflix unter. „Nimona“ ist ein Meisterwerk, das nicht nur für Fans des Genres, sondern für jeden, der ein weiteres Highlight dieses Jahr sucht, ein absolutes Muss ist.

Jannis Franke
Jannis Franke

Autor - Kritiken & News

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